Türkischer Kaffegenuss | |
![]() ![]() ![]() ![]() |
|
Zubereitung eines türkischen Kaffees |
|
Der echte Türkische Mokka sollte in einer Stielkanne aus Kupfer serviert werden. Denn die gewünschte Schaumbildung wird durch die Form unterstützt. |
|
|
|
6 EL fein gemahlener, scharf gebrannter Kaffee |
in die Kanne geben |
3 EL Zucker |
hinzufügen |
3/8 l kaltes Wasser |
bis auf 3 EL hinzufügen |
|
verrühren, bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen |
|
von der Kochstelle nehmen, Schaum, der sich auf der Oberfläche gebildet hat, in vier Tassen verteilen |
1 1/2 l Wasser |
in die Kanne geben, erhitzen |
|
Schaum in die Tassen füllen, restliches Wasser hinzufügen, alles erhitzen und gleichmäßig in die Tassen verteilen |
1 Prise Kardamom oder Nelkenpulver, oder 1 TL Rosenwasser |
jede Tasse würzen |
|
heiß servieren |
Die Geschichte des Kaffees
Legenden
Da die Geschichte des Kaffees vor dem Jahr 1500 sehr vage ist und handfeste Daten fehlen, umranken reich ausgeschmückte Erzählungen die Ursprünge des Kaffees. Das Grundmotiv dieser Legenden ist die Entdeckung und Nutzung der anregenden Wirkung des Kaffees.
In der Legende, die der Maronitenmönch Faustus Naironus Banesius, ein gebürtiger Syrer, 1671 aufzeichnet, wird der Kaffee durch das auffällige Verhalten einer Viehherde entdeckt. Hirten aus Kaffa im Lande Abessinien beklagten sich bei den Mönchen eines nahegelegenen Klosters, daß ihre Tiere bis nachts keine Ruhe finden würden und überhaupt keine Müdigkeit zeigten. An der Stelle, wo die Tiere grasten, fanden die Mönche eine dunkelgrüne Pflanze, die grüne, gelbe und rote kirschenartige Früchte trug, von denen die Tiere geknabbert hatten. Die Mönche bereiteten sich daraus einen Aufguß zu und siehe, ohne das geringste Bedürfnis nach Schlaf konnten sie nun nachts wachen, beten oder angeregte Unterhaltungen führen.
Eine andere Geschichte bemüht den großen Propheten Mohammed. Orientalische Märchenerzähler berichten, daß dem todkrank und ermattet darniederliegenden Propheten der Erzengel Gabriel erschien mit einer Schale dampfender, dunkler Flüssigkeit. Nach dem Genuß des Getränks gesundete Mohammed unvermittelt, gewann seine Lebensgeister wieder und konnte mit dieser himmlischen Stärkung ein riesiges islamisches Reich zusammenführen, wie es die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte.
Eine weitere Sage rankt sich um einen jungen Derwisch namens Omar. Verleumdet und unschuldig verurteilt wurde er mit seinen Gefährten in eine abgelegene Steinwüste verbannt. Halb verhungert und am Ende seiner Kräfte probierte er von den Früchten eines ihm unbekannten Strauches. Wie durch ein Wunder genesen kehrte er in die Stadt zurück und brachte Kunde von der magischen Frucht. Alle wollten nun von dieser Frucht kosten und Omar wurde mit Ehren überhäuft und der Kalif schenkte ihm sogar einen Palast.
Der Kaffeebaum hat mit Sicherheit schon in Frühzeiten existiert, geblüht und Früchte getragen. Die Urheimat dürfte Äthiopien, dort das abessinische Hochland, vielleicht die Provinz Kaffa, gewesen sein. Die Annahme, daß die in dieser Region lebenden Menschen die Früchte des Baums gekannt haben, ist nicht von der Hand zu weisen. Eine Veredlung der Kaffeebohne durch den Röstprozeß und die Zubereitung eines Getränks ist jedoch sehr unwahrscheinlich und läßt sich nicht nachweisen.
Anfang 11. Jahrhundert
Von Ibn-Sina (Avicenna), einem Heilkundigen und Philosophen Türken, stammt die erste schriftliche Erwähnung eines Heilmittels „Bunchum", das aus dem Jemen kam. Daß rund 500 Jahre später die Bezeichnung „Bunc" für Kaffeeanbau und -bohne genutzt wurde, gilt einigen Historikern als Beweis, daß Avicenna schon den Kaffee gekannt haben könnte. Verwunderlich erscheint nur, daß über mehrere Jahrhunderte keine Hinweise auf das Produkt Kaffee auftauchten.
Mitte 15. Jahrhundert
Seit Mitte des 15. Jhdt. scheint Kaffee in Arabien getrunken worden zu sein. Dies geht aus einem berühmten arabischen Manuskript aus dem Jahr 1587 über den Kaffeeverbrauch hervor. Es stammt von Abd-al-Kafir und wird in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrt. Die Schrift basiert auf Aufzeichnungen eines Arabers namens Shihab-ad-Din, die gut 100 Jahre älter sein sollen, aber nicht mehr in schriftlicher Form vorliegen.
(Ältestes
Transportmittel
für den Kaffee war das Kamel.
Eine Karawane bringt feinen
"Mocha" zum Hafen.)
Ein anderer zeitgenössischer Bericht wird so interpretiert, daß der Scheich Gemaleddin, Mufti zu Aden, im Jahr 1454 in Jemen Kaffeekulturen anlegen ließ, für die der Samen oder die Pflanzen aus den abessinischen Bergen geholt worden waren.
2. Hälfte 15. Jahrhundert
In diesem Zeitabschnitt eroberte die Kaffeebohne über Mekka und Medina das arabische Großreich und gelangte beispielsweise im Jahr 1510 nach Kairo.
Gerade die unzähligen Pilger, die das Heiligtum der Mohammedaner in Mekka besuchten, dürften die Kunde von dem neuen Getränk verbreitet haben.
1511
Ein Zeichen für die Popularität des Kaffeegenusses in Arabien war, daß Anfang des 16. Jh. ein großer Streit über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit des Kaffeetrinkens entbrannte. Dieser politisch-religiös motivierte Kampf führte 1511 zur Schließung der Kaffeeschänken in Mekka durch Khair-Beg, dem Statthalter des ägyptischen Sultans. Er wollte Neuerungen durchführen und wurde deshalb vom Volk verspottet. Seine Nachforschungen ergaben, daß es immer die Kaffeetrinker waren, die diese „Scherze" über ihn unter das Volk brachten. Außerdem soll er jeglichem Sinnesgenuß abhold gewesen sein. Der Sultan von Ägypten hob dieses Verbot jedoch zur Freude der Kaffeetrinker wieder auf.
1517
Von nun an sollten die Türken über einen Zeitraum von rund 100 Jahren die Ausbreitung des Kaffees zu ihrer Sache machen. Sultan Selim I., Herrscher über das Osmanische Reich, hatte sich Syrien, Jemen und Ägypten einverleibt. Im Jahre 1517 war die letzte Bastion, das Kalifat Kairo, gefallen. Mekka und Medina kamen zum gleichen Zeitpunkt unter türkische Herrschaft.
1. Hälfte 16. Jahrhundert
Die Expansion des auf dem Höhepunkt seiner Macht stehenden Osmanenreiches trug den Kaffee in alle Winkel der beherrschten Gebiete. So spielte Kaffee sowohl in Arabien wie auch in Kleinasien, Syrien, Ägypten und im südöstlichen Europa eine zunehmend wichtige Rolle. Überall entstanden Kaffeehäuser, in denen man sich dem öffentlichen Genuß des Getränks hingeben konnte.
1530/1532
Es wurden die ersten Kaffeehäuser in Damaskus und Aleppo, zwei städtischen Siedlungen in Syrien, eröffnet.
1554
Die beiden Kaufleute Hakim von Aleppo und Dschems von Damaskus gründeten das erste Kaffeehaus auf europäischem Boden in Konstantinopel.
Ende 16. Jahrhundert
Forscher und Reisende bringen nach und nach die ersten Informationen von dem ungewöhnlichen Getränk nach Europa.
1582
Der Augsburger Medicus Leonhart Rauwolf bereiste in den Jahren 1573 - 1576 den vorderen Orient und lernte in Aleppo den Kaffee kennen. In seinem Reisebericht aus dem Jahr 1582 beschreibt er als erster Europäer das Getränk, den Ausschank und den Grundstoff.
Er weiß von dem Getränk folgendes zu berichten: „Under andern habens ein gut getränck / welliches sie hoch halten / Chaube von jenen genennet / das ist gar nahe wie Dinten so schwartz / unnd in gebresten / sonderlich des Magens / gar dienstlich."
1592
Der italienische Arzt und Botaniker Prosper Alpinus bereiste im Zuge venezianischer Handelsaktivitäten Ägypten vom Jahr 1580 an. Ein Ergebnis dieser Reise war das Werk „De Plantis Aegypti Liber", das 1592 in Venedig erschien und in schriftlicher Form die ersten detaillierten Zeichnungen sowie Beschreibungen der Kaffeepflanze und -frucht enthielt.
Anfang 17. Jahrhundert
Die ersten Kaffees kamen nach Europa. Bereits 1595 könnten Kaffeesamen nach Holland gelangt sein, wohl mehr als Kuriosum. Neugierig geworden durch die Reiseberichte brachten dann unbekannte Handelsreisende Kaffeebohnen als Proben oder sackweise nach Europa. 1624 traf z.B. ein größerer Kaffeetransport in Venedig ein. Neben den Hafenstädten, wie z.B. London, Amsterdam, Marseille und Bremen/Hamburg, entwickelten sich auch Städte jenseits der Nordgrenzen des osmanischen Reiches zu Zentren des Kaffeeverbrauchs.
1645
Am Markusplatz in Venedig wurde ein Kaffeehaus eröffnet.
ab Mitte 17. Jahrhundert
Von der Zeit an konnte von einem regen Handel mit Kaffeebohnen gesprochen werden. Nach und nach machten in vielen Städten Kaffeehäuser auf: 1650 Oxford, 1652 London, 1659 Marseille, 1663 Amsterdam und Den Haag. 1672 hatten auch die Pariser ihr erstes Kaffeehaus.
1673
In Bremen gab es das erste Kaffeehaus auf deutschem Boden.
1677
Auch Hamburg konnte sich von diesem Zeitpunkt an mit einem Kaffeehaus schmücken.
2. Hälfte 17. Jahrhundert
Informationen über den privaten Kaffeekonsum begannen spärlich zu fließen. Osmanische Gesandte und ihr prächtiger Hofstaat dürften die europäischen Fürstenhäuser mit Kaffee bekannt gemacht haben. Auch Wiener Archive geben Hinweise darauf, daß schon vor der legendären Eröffnung eines Kaffeehauses durch Kolschitzky in Wien der Kaffee dort bekannt war und auch konsumiert wurde.
Vor Wien wurden die Türken vernichtend geschlagen. Den Siegern fiel eine unermeßliche Beute in die Hände und der polenstämmige Franz Georg Kolschitzky, der sich während der Belagerung von Wien durch die Türken große Verdienste um die Stadt erworben hatte, erhielt als Geschenk die zurückgelassenen Kaffeebestände und die Erlaubnis für den Ausschank von Kaffee.
Damit war Wien mit seinen Kaffeehäusern zwar ein wenig später dran als andere europäische Städte, es könnte aber stimmen, daß in dieser Stadt aus dem schwarzen „Türkentrank" durch den Zusatz von Honig und Sahne ein Getränk wurde, das so manchem europäischen Gaumen besser mundete als das Original.
Die arabisch-türkische Welt bezog ihre Kaffeebohnen fast ausschließlich aus dem Südjemen. Hauptausfuhrhäfen waren die Städte Mocha am Roten Meer und Jiddah, der Vorhafen Mekkas.
16./17.Jahrhundert
Die Ausbreitung des Kaffee-Anbaus und die systematische Kultivierung auf vier Kontinenten nahm ihren Anfang. Mit dem steigenden Bedarf im Osmanischen Reich kam das arabische Kaffeemonopol immer stärker unter Druck.
Anfänglich hatten die arabischen Pflanzungsbesitzer und Fernhändler den Kaffee-Anbau zum Staatsgeheimnis" erklärt. Strenge Bewachung und die Beseitigung der Keimfähigkeit der Bohnen durch heißes Wasser sollten die Aussaat an anderer Stelle.
Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der europäischen Nationen und dem Erstarken ihrer Handelskraft bemächtigten sich diese nach und nach des Produktes Kaffee. Speziell die Holländer versuchten in den Besitz von keimfähigen Bohnen zu kommen. 1616 dürfte ihnen das zum ersten Mal gelungen sein. Mit den Gründungen der Ostindischen Kompagnie (1602) und Westindischen Kompagnie (1621) gelang es den Holländern, ihren Einfluß und ihre Handelsinteressen auf alle Erdteile auszudehnen. Sie waren es, die 1648 Kaffeepflanzen nach Ceylon brachten, später dann systematisch den Anbau auf Java, Sumatra, Bali, Timor und Celebes begannen.
18. Jahrhundert
Dieser Zeitraum stand ganz im Zeichen der Revolutionierung der Kaffee-Erzeugung. Von den Kolonialmächten wurde die Kaffeepflanze nach und nach in alle Gebiete der Erde gebracht, die für den Kaffee-Anbau geeignet waren. Diese Expansion wäre nicht möglich gewesen, wenn es nicht parallel dazu den Siegeszug des Kaffeegetränks in Europa und Nordamerika gegeben hätten.
So war Kaffee sowohl als Pflanze als auch als Getränk auf dem Vormarsch. Er wurde zu einem Produkt von weltwirtschaftlichem Rang. Als Importware gewann er innenpolitische Bedeutung in den Konsumländern. Mit der beginnenden Industrialisierung avancierte er zum Heißgetränk für alle Schichten und wurde damit zu einem Haushaltsartikel, der jeden einzelnen interessierte.
Mit der Popularisierung des Getränks waren viele Probleme zu lösen: Gegenstände zur Zubereitung mußten entwickelt oder den neuen Bedürfnissen angepaßt werden. Zölle und Steuern wurden eingeführt, um einerseits den Devisenabfluß zu bremsen und andererseits das Staatssäckel zu füllen. Die jeweiligen Herrscher beanspruchten das Monopol auf den Kaffeeverkauf oder versuchten, den Konsum durch Verbote zu verhindern. Die Idee des Kaffee-Ersatzgetränks wurde geboren.
Anfang 18. Jahrhundert
1718 ließ der Stadthalter von Batavia (Djakarta) Kaffeesamen nach Südamerika, und zwar Niederländisch Guayana (Surinam), bringen. Aber auch Franzosen und Engländer waren aktiv in der Verbreitung des Kaffees in Lateinamerika.
Besonders Seekapitäne oder Kolonialoffziere spielten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Kaffees. Sie waren es, die häufig unter größten Anstrengungen Kaffeepflänzchen in die neuen Kolonien brachten.
Berühmt ist die Geschichte vom jungen französischen Marineoffizier de Clieu, der 1723 Kaffeebäumchen aus dem „Jardin des Plants" in Amsterdam über den Atlantik nach Martinique brachte. Seeräuber konnten abgewehrt werden, Stürme wurden überstanden und das knappe Trinkwasser mußte mit den vielen Kaffeepflänzchen geteilt werden.
1726
Wann und unter welchen Umständen der Kaffee in Brasilien, dem später wichtigsten Produktionsland der Erde, eingezogen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Offiziell wurde die Geburtsstunde des brasilianischen Kaffee-Anbaus in das Jahr 1726 gelegt, denn 1926 wurde das 200jährige Jubiläum des „Cafeeiro" (portugiesisch für Kaffeestrauch) gefeiert. Ob die ersten Pflanzen von Surinam (aus holländischem Besitz) oder von Martinique (aus französischem Besitz) in das Land gelangt waren, muß offen bleiben.
1732
Johann Sebastian Bach stellte seine „Kaffeekantate" in einem Leipziger Kaffeehaus vor.
1769
Die erste Zichorienkaffeefabrik auf deutschem Boden nahm in Braunschweig ihren Betrieb auf. Richtig volkstümlich wurde der Kaffee-Ersatz dann allerdings erst, als Kaffee von Staats wegen zu teuer oder gar verboten wurde, und Napoleon im Jahre 1806 versuchte, durch die Kontinentalsperre England vom europäischen Markt abzudrängen. Der sogenannte Kontinentalkaffee, ein Surrogatkaffee, war geboren.
1780
Das Jahr ist ein markantes Datum staatlicher Reglementierung des Kaffeegeschäfts. Schon 1766 hatte Friedrich II., der Große, den Einfuhrhandel zum Staatsmonopol erklärt. 1780 wurde das Monopol, ganz im Sinne der französischen Vorbilder, auch auf das Rösten von Kaffee ausgedehnt.
Kaffee durfte nur noch in den königlichen Röstereien gebrannt werden (Kaffeebrennzwang). Zur Kontrolle setzte Friedrich der Große im ganzen Land „Kaffeeschnüffler" ein, die aufgrund des verräterischen Kaffeeduftes jede Gesetzesübertretung riechen und ahnden sollten. Willkür dieser Zöllner, Kaffeeschmuggel, Beschwerden und zunehmender Zorn bei den Bürgern waren die Folge. Mit dem Tode Friedrichs war der Brennzwang dann vom Tisch.
um 1800
Die wesentlichsten Anbaugebiete, die sich im sogenannten Kaffeegürtel zwischen den beiden Wendekreisen um die Erde ziehen, waren von den Kolonialmächten für den Kaffee-Anbau erschlossen. Die wenigen verbliebenen weißen Flecken wurden dann im 19. Jahrhundert erobert.
um 1830
Während auf deutschem Gebiet das Kaffeetrinken eher zu einer privaten Angelegenheit wurde, sinnierte Honoré de Balzac in seiner Novelle „Massimilla Doni" über die soziale und politische Rolle des Kaffeehauses: „Das Café Florian in Venedig ist ein Advokatensprechzimmer, eine Börse, ein Theaterfoyer, ein Klub, ein Lesekabinett ...Natürlich wimmelt es im Café von politischen Spionen; aber ihre Gegenwart schärft das Genie der Venezianer, daß sie die jahrhundertalte ererbte Wachsamkeit nicht vergessen..."
um 1850 Kaffee war endgültig zum Volksgetränk geworden. Der wohlhabende Bürger genoß ihn morgens und nachmittags. Von den ärmeren Schichten wurde Kaffee als eine Art Universalmahlzeit genutzt. Den ganzen Tag über stand das Kaffeegetränk zumeist in Form von Kaffeesuppe mit Brotbrocken auf dem Herd.
Das hatte allerdings weniger mit Genußsucht zu tun, sondern eher damit, daß Industrialisierung und Verarmung breiter Bevölkerungsschichten die Zubereitung von vollständigen und nahrhaften Mahlzeiten nicht zuließ und Kaffee immerhin munter machte und die Hungergefühle dämpfte. Eine Streckung des teuren Kaffees mit Surrogaten wie z.B. Zichorie war durchaus üblich.
1898
Die Kaffeesorte Robusta wurde im großen Kongobogen in Afrika entdeckt. Heute liefert diese Kaffeesorte rund 30% der Weltproduktion.
19. Jahrhundert Die Geschichte des Kaffees wurde in diesem Jahrhundert geprägt durch die Bildung des spezialisierten Kaffeehandels, vom Produktionsland über die Börsen, die Röstereien bis hin zum Verbraucher. Kaffee-Anbau und -Produktion beeinflußten sich gegenseitig, die Erfindung der Dampfschiffahrt revolutionierte das Transportwesen und die Verbesserung der Kommunikation, z.B. durch die Überseetelegrafie, schaffte die Voraussetzungen, daß schnelle Nachrichten anstelle von Gerüchten die Preisfindung bestimmten.
(Die Funktion der Kaffeemühlen hat sich nicht geändert, wohl aber ihr Aussehen und ihre Technik. Zwischen den schönen Handmühlen aus Uromas Zeiten und den modernen elektrischen von heute, liegen mehrere hundert Jahre.)
Beginn 20. Jahrhundert
Brasilien war längst zum größten Kaffeeproduzenten der Welt geworden. Sporadisch übertraf allein die Kaffee-Erzeugung dieses Landes die Nachfrage nach diesem Produkt. So drückte die Überproduktion Brasiliens den Kaffeepreis an der New Yorker Terminbörse im Jahr 1903 auf das niedrigste Niveau (3,55 US-cents per lb), was je erfaßt wurde. 1906 produzierte Brasilien eine Rekordernte von rund 20 Millionen Sack. Mit Unterstützung von wichtigen Verbraucherländern kaufte der brasilianische Staat den Kaffee auf, um ihn dadurch künstlich aufzuwerten (Valorisation).
(In vielen Erzeugerländern zählt der Kaffee zu den wichtigsten Agrargütern. Seine Bedeutung findet ihren Ausdruck auch auf Banknote und Briefmarken. Hier die Abbildung eines 5-Colones Geldscheins aus Costa Rica.)
20. Jahrhundert bis heute
Das Kaffeerösten im Haushalt wurde endgültig vom industriellen Fertigprodukt abgelöst. Erfindungsgeist ließ das Kaffee-Angebot für den Verbraucher immer vielfältiger werden. 1901 präsentierte der Japaner Dr. Sartori Kato auf einer bedeutenden Ausstellung das erste lösliche Kaffeepulver. 1938 legte die Firma Nestlé den Grundstein für die kommerzielle Vermarktung des löslichen Kaffees, auch Extraktkaffee oder Instantkaffee genannt. Um 1900 erfolgten die ersten Versuche zur Entkoffeinierung des Kaffees. Aber erst Ludwig Roselius verhalf dem entkoffeiniertem Produkt als „Kaffee HAG" (Patent 1905) zum weltweiten Erfolg.
Der Anstieg der Nachfrage machte Kaffee zum zweitwichtigsten Handelsgut nach Erdölprodukten. Begleitet wurde diese Entwicklung durch Phasen von Überproduktion, sogar von Kaffeeverbrennung, Preiseinbrüchen, Weltwirtschaftskrise, Konsumrückgängen während zweier Weltkriege und der Schaffung von Weltkaffee-Abkommen zur Stabilisierung der Kaffeepreise.
In Deutschland wurde Kaffee nach dem Ende des II. Weltkriegs zu einem Symbol von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Kaffeetrinken hieß, sich wieder etwas leisten zu können.
Die Dimension des Kaffeemarktes spiegelt sich in der Entwicklung des Weltrohkaffeeverbrauchs in den letzten 250 Jahren wider:
1750
600.000 Sack
1850 4 Millionen Sack
1950 36 Millionen Sack
1995 94 Millionen Sack