Kunst und Kunsthandwerk |
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"Pflanzliche Fasern" als Material im traditionellen Kunsthandwerk
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Farbe, Muster und Färbetechniken im traditionellen Kunsthandwerk
Keramik im
Alltagsgebrauch und im Kunsthandwerk
Durch Umwelteinflüsse, die endogene Granitfelsen zersetzen, entsteht Erde.
Nicht jede Art von Erde eignet sich jedoch für die Herstellung von Keramik.
Tonerde ist ein Rohstoff, aus dem die ältesten Gebrauchsgegenstände der
Menschheitsgeschichte gefertigt wurden. Seine Elastizität erlauben das
Formen von allen nur denkbaren Formen, durch Brennen wird er haltbar gemacht.
Die Keramikindustrie ist eine der ältesten der Welt.
Die an sich schon weiche Tonerde wird mit Wasser angereichert und erhält so
einen hohen Elastizitätsgrad, der das Formen verschiedener Gegenstände
möglich macht. Nach dem Brennen wird das Material hart, widerstandsfähig und
unveränderlich.
Anorganische Rohstoffe, die auf irgendeine Art und Weise geformt und später
gebrannt werden, nennt man Keramik.
Keramik ist der Oberbegriff für in der Hand oder auf der Töpferscheibe
geformte Gegenstände aus Tonerde, die danach gebrannt werden. Auch
Gegenstände, die aus Porzellanerde gefertigt werden, fallen unter diesen
Oberbegriff.
Die Geschichte des Tonbrennens beginnt mit der Entdeckung des Feuers durch
die ersten Menschen. Aus dem Bedürfnis Wasser zu tragen oder Lebensmittel
aufzubewahren entstanden die ersten Gefäße. Tausende von Jahren wurde die
Keramiktechnik in der Herstellung von Gefäßen und Bausteinen verwendet.
Bei archäologischen Ausgrabungen in Anatolien wurden aus verschiedenen
Epochen Keramikgegenstände aus diversen Zivilisationen gefunden, die es
ermöglichen, auf die geschichtliche Entwicklung dieser Region ein Licht zu
werfen. Die ältesten Exemplare aus der Neusteinzeit wurden in den
anatolischen Ausgrabungsstätten Hacılar, Çatalhöyük, Beyce Sultan, Demirci
Höyük gefunden. Die Fundstücke zeichnen sich nicht nur durch ihre Muster,
sondern auch durch ihre originellen Formen aus. Begonnen 3500 v. Chr., in
der Kupferzeit, von 2500 v. Chr. bis 1000 v. Chr., z. Zt. der Trojaner und
Hethiter, hatte die Keramiktechnik ihren festen Platz in der Kultur der in
Anatolien lebenden Menschen. Die vom 11. bis zum 13. Jahrhundert dort
lebenden Seldschuken führten diese Tradition weiter, die schließlich von den
Osmanen zur Vollendung geführt wurde. Im 15. Jahrhundert hatte sich die
Keramik zu einem Kunsthandwerk entwickelt, das verschiedenen Epochen seinen
Stempel aufdrückte und für die Neuzeit Objekte hinterließ, von denen eines
schöner als das andere ist.
Während die ersten kunsthandwerklichen Keramikgegenstände noch Anregungen
aus dem außeranatolischen Raum aufwiesen, hatte man zur Zeit des Osmanischen
Reiches zu einem eigenen Stil gefunden. Gegenstände wie Tintenbehälter,
Schüsseln, Karaffen, Krüge, Trinkgefäße, Öllampen, Pokale, Spritzfläschchen
für Rosenwasser, Weihrauchgefäße und vergoldete Teller aus weißem Ton wurden
zum Teil auch exportiert.
Die bei der Herstellung verwendete Tonerde wird zunächst, je nach Bedarf des
zu formenden Gegenstandes, in Misch- und Befeuchtungsmaschinen zu einer
homogenen Masse verarbeitet. Das spätere Formen geschieht per Hand mit einer
vorgefertigten Form, durch pressen, drehen auf der Töpferscheibe oder gießen.
Die gebrannten Rohlinge nennt man auf Türkisch "Bisküvi". Auf diese Rohlinge
wird nun über Schablonen, mittels Kohlestaub, die Konturen einer Schrift,
eines Musters oder Bildes übertragen. Die Konturen werden später
nachgepinselt und mit bunten Farben ausgemalt. Die Rohstoffe der Farben
stammen zum größten Teil aus dem Ausland.
Es gibt verschiedene Arten von Glasuren, bei denen man den Glasurmischungen
Metalloxyd hinzufügt, was jeweils einen intensiven Farbton erzeugt. Man kann
natürlich auch verschiedene Metalloxyde hinzufügen und so eine
Mehrfarbenkomposition erreichen. Bei bunten Glasuren verwendete Metalloxyde
sind: Chrom, Eisen, Zinn, Kupfer, Kobalt, Mangan, Zirkonium, Nickel,
Vanadium oder Ruthenium. Die Oxyde können getrennt oder vermischt
aufgetragen werden. Um eine undurchsichtige Glasur zu erreichen sollte man
Zinn, Titanium oder Antimon benutzen.
Je sauberer die Oberfläche eines Objektes ist, desto haltbarer und glatter
wird später die Glasur. Aus diesem Grund hält man den Rohling nach
Fertigstellung kurz unter fließend klares Wasser, um ihn zu säubern. Die
Dicke der Glasur sollte 1,5 mm betragen. Ist sie dicker, kann es zum
Entstehen von Blasen kommen, ist sie dünner, führt das zu farblosen, bzw.
unglasierten Stellen. Das Auftragen der Glasur kann mit dem Pinsel, durch
gießen oder eintauchen oder mittels der Majolikatechnik geschehen.
Die Objekte, die nun mit einem Muster und einer aufgetragenen Glasur
versehen sind, werden nun auf traditionelle Art in einem Ofen gebrannt. Die
so geformten und vorbereiteten Stücke werden dann nach Eigenschaft für
längere oder kürzere Zeit, bei geschlossenem oder offenem Feuer im Ofen
gebrannt.
Das, was im Türkischen als "Çini" bezeichnet wird, sind in der Regel
gebrannte Tonwaren, die in der Baukunst verwendet werden, während man
Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens als Keramik bezeichnet.
Das Wort "Çini" verleitet vielleicht zunächst zu der irrigen Annahme, dass
dieses Kunsthandwerk aus China stamme. Es ist aber eine von Fachleuten
bestätigte Tatsache, dass diese Technik eine traditionelle türkische Kunst
ist.
Bis zum 18. Jahrhundert nannte man die in der Architektur verwendete Fliesen-
und Keramikkunst "Kaşi". Darunter fielen Gegenstände wie Teller, Vasen und
Schüsseln, also Luxusgegenstände. In jedem Haushalt vorkommendes Geschirr
hingegen bezeichnete man als "Evani". Zu dieser Zeit importierte man auch
qualitativ hochwertiges Porzellan aus China, das "Çini" genannt wurde. Um
den Unterschied zwischen Kaşi und Evani hervorzuheben, begann man später
Kaşi auch als Çini zu bezeichnen.
Die Çini- Herstellung hatte sich in Mittelasien als ein Nebenzweig der
Keramikkunst entwickelt und wurde durch die Seldschuken nach Anatolien
gebracht. Vor allem im Osmanischen Reich wurde dieser Kunstzweig hoch
entwickelt und entfaltete sich in Verzierungen von Moscheen, Lehranstalten,
Mausoleen und Palästen. Die ersten Verzierungen dieser Art im Osmanischen
Reich trugen noch seldschukische Züge. Die Schriftzüge und Muster waren
geometrisch und natürliche Farben wie gelb und grün herrschten vor. Später
entwickelten die Werkstätten in Iznik, die bereits z. Z. der Byzantiner
berühmt waren, einen eigenen Stil und konnten während des Osmanischen
Reiches vom 14. bis zum 18. Jahrhundert ihre Position als Keramikzentrum
behaupten.
Im 17. Jahrhundert ließ die Popularität von Iznik etwas nach, denn
inzwischen hatten sich die Werkstätten in Kütahya, die auch bereits seit dem
15. Jahrhundert bestanden, gut entwickelt und standen an Technik und
Kunstfertigkeit den Izniker Werkstätten in nichts nach. Die hier
produzierten Stücke zeichneten sich vor allem durch ihre Farbenpracht aus:
Blau, Rot, Gelb, Lila und Grün wurden bevorzugt benutzt.
Im 18. Jahrhundert profilierten sich die Werkstätte in Çanakkale. Während
zur Osmanenzeit die meisten Keramiken für die Paläste, Moscheen, Schulen und
Mausoleen produziert wurden, nahm im 17. Jahrhundert ihre Popularität beim
Volk zu. Bis zur Gründung der Republik stellten die Werkstätte in Kütahya
und Çanakkale Keramik und das einer aus Frankreich importierten Tonart
angefertigte "Yıldız" Porzellan her.
Iznik geriet als Produktionsstätte im 18. Jahrhundert vollkommen in
Vergessenheit. An seine Stelle war Kütahya getreten, aber auch hier ließ die
Produktion der Çini Keramik Ende des 18. Jahrhunderts merklich nach. Im 19.
und 20. Jahrhundert verlegte sich Kütahya auf das Kopieren von
traditionellen Iznik Çini- Motiven. Heutzutage ist Kütahya immer noch das
Zentrum für diese Art von Kunsthandwerk. Vorwiegend werden nun hier
seldschukische Muster und Farben bei der Herstellung verwendet.
Das Töpferhandwerk
Als "Çömlek" bezeichnet man im Türkischen jede Art von Topf oder Gefäß,
welches aus Ton hergestellt wurde.
Diese Art der Topfherstellung hat seit jeher Tradition in Anatolien, denn
Ton ist ein Rohmaterial, was leicht zu bekommen und praktisch in der
Verwendung ist. Solange er noch weich ist, kann er ohne zu zerbrechen
bearbeitet werden. Zuerst wird die Tonmasse geknetet, dann abgeteilt und
modelliert. Der letzte Vorgang kann frei mit den Händen oder aber unter
Zuhilfenahme einer Töpferscheibe praktiziert werden. Die fertigen Töpfe,
Schüsseln, Krüge und Vasen werden nach dem Modellieren getrocknet und im
offenen Ofen glasiert oder unglasiert gebrannt.
Bei den in Anatolien hergestellten Tonwaren besteht die Glasur in der Regel
aus einer gewässerten Tonmasse.
Obwohl dieses funktionelle Tongeschirr heutzutage nicht mehr die gleiche
Bedeutung hat wie früher, gibt es doch in verschiedenen Regionen der Türkei
noch genug Werkstätten und Meister, die die Kunst des Töpferhandwerks noch
beherrschen.