Auf den Spuren der Vergangenheit
Geschichte beginnt nicht mit der Erfindung der Schrift, sie beginnt mit dem ersten Menschen.
Das Westtaurusgebirge zieht sich über den südwestlichen Zipfel der Anatolischen Halbinsel und schmiegt sich an die Bucht von Antalya. An der Südseite dieses Gebirges treten zahlreiche unterirdische Quellen an die Oberfläche, vierzig davon lassen den Kırkgöz entstehen. In der Nähe dieses Quellsees gibt es auch mehrere Höhlen, die noch heute von den Urzeiten menschlichen Daseins zeugen. In diesen Höhlen auf einer Höhe zwischen 500 und 600 Meter, nur 25 Kilometer von Antalyas Stadtkern entfernt, sind Grabungen im Gange. Die dort gemachten Funde weisen nicht nur in die tiefe Vergangenheit Anatoliens, sondern in die der gesamten Menschheit, und das mit der Anschaulichkeit eines Zeitstrahls. Die spektakulärste der Höhlen ist die Karain Mağarası oder auch Schwarze Höhle.
Sie liegt unmittelbar oberhalb des Kırkgöz-Quellsees im Fels, innerhalb der Dorfgrenzen von Yağca, im Kreis Döşemealtı. Während aller Phasen der zivilisatorischen Entwicklung diente sie als Wohnstätte. Die Spuren menschlichen Lebens in ihr reichen hunderttausende Jahre bis in die Altsteinzeit zurück. Mit ihr beginnt der zivilisatorische Entwicklungsprozess, der sich in der Mittelsteinzeit, der Jungsteinzeit, der Kupfersteinzeit, die Bronzezeit, bis in die Gegenwart fortsetzt, wobei sich jede Epoche durch ihre Besonderheiten ausweist.
In der Karain-Höhle stieß man auf Bohr- und Schneidewerkzeuge aus Horn und Feuerstein, sowie einfache Handbeile, vergesellschaftet mit versteinerten Schädelknochen von Neandertalern. In jüngeren Schichten wiederum fand man neben Knochenresten des Homo sapiens Zähne und Knochenteile von Tieren ausgestorbener Arten, auch auf die von Flusspferden, Elefanten, Hyänen und Höhlenbären.
Griechische Inschriften am Eingang der Höhle belegen ihre Nutzung auch als Kultplatz. Demnach diente sie als Anbetungsort für die Göttin Meter Orea in dieser Region, gleichberechtigt mit der großen Göttin Kybele.
Die Karain-Höhle ist nicht der einzige Ort bei Antalya, der Funde aus vorgeschichtlicher Zeit liefert. Irgendwann reichte die Höhle als die erste besiedelte in der Gegend nicht mehr aus, und so wurden nach der Altsteinzeit und insbesondere in der Jungsteinzeit, als der Ackerbau einsetzte, in der Nähe der Kırkgöz-Quellen die Höhlen Öküz Ini, Mustan Ini, Boynuzlu In, Çark Ini, Kızıl In, Sulu In, Harun Ini und noch eine ganze Reihe weiterer Höhlen benutzt. Unter ihnen kommt speziell der Öküz Ini eine herausragende Bedeutung zu.
Nachdem die Höhlen am Kırkgöz-See die wachsende Bewohnerzahl nicht mehr aufnehmen konnten, suchten die Menschen nicht mehr nur in Höhlen und ähnlichen Behausungen (z.B. in Dolmen) Unterschlupf, sondern gründeten in der Folge neolithische/jungsteinzeitliche Dörfer am Seeufer, sowie im näheren und entfernteren Umkreis.
Kırkgöz-See
So kamen in der mittleren und jüngeren Steinzeit Menschen in der Kocain-Höhle unter, in der sich Süßwasserbecken und Wandeinritzungen befinden (beim Dorf Ahırtaş, im Nordosten von Döşemealtı), ebenso in der Beldibi Kayaaltı Sığınağı und in der Belbaşı-Höhle, deren Wände Malereien mit Menschen- und Tiermotiven aufweisen, beide an der südwestlichen Küste der Bucht von Antalya, im Gebiet der Gemeinde Beldibi.
Einfache Werkzeuge und Versteinerungen von menschlichen Skeletten in der von einem unterirdischen Bach durchflossenen Kadıini-Höhle, belegen, dass auch sie nach der Altsteinzeit genutzt wurde. Sie liegt am östlichen Ende der Bucht von Antalya, im Nordosten von Alanya, auf dem Gebiet der Gemeinde Oba am westlichen Steilufer des gleichnamigen Flüsschens Oba.
Eine weitere Karain-Höhle im inneren, westlichen Teil der Bucht, in der Nähe des Kreises Elmali, sowie Höhlen unmittelbar westlich vom Zentrum Antalyas am Bach Geyikbayırı und im Osten bei Güzeloba und Kemerağzı, geben uns Nachricht von den Wurzeln der Geschichte in jeweils ihrer Region.